Am 5. April 1841 wurde die Brauerei A. & H. Wernecke in Magdeburg gegründet.
Aufgrund des Erfolges der Brauerei und der damit verbundenen Nachfrage, wurde für die Erhöhung der Produktionskapazität 1843 ein größeres Gelände in der Magdeburger Neustadt erworben. Im Gründungsjahr wurden 1383 Hektoliter Bier produziert, 1853 waren es 10.000 Hektoliter und 1870 bereits 70.000 Hektoliter.
Am 18. August 1871 wurde das Unternehmen in die Aktien-Brauerei Neustadt-Magdeburg umgewandelt. In den 1880er Jahren besaß die Brauerei, als eine von wenigen in der Region, ein eigenes Eishaus, eine Brunnenanlage, leistungsstarke Dampfmaschinen und eine eigene Mälzerei. Auch eine Werksbahn verkehrte auf dem damals 77.000 m² großen Gelände.
Mitte der 1920er Jahre besaß die Gesellschaft verschiedene Gastronomiebetriebe in Magdeburg, u.a. den Bayerischen Hof, den Fürstenhof, die Reichshalle und die Wilhelma.
Weit über die Grenzen Magdeburgs bekannt wurde auch der Werbeslogan „Stadt und Land trinkt Diamant!“.
1941 waren 680 Mitarbeiter in der Brauerei beschäftigt. Bei einer Jahresproduktion von fast 250.000 Hektolitern Bier war sie die größte Brauerei in der Provinz Sachsen.
Durch den Zweiten Weltkrieg wurden ein großer Teil der baulichen Anlagen stark beschädigt und teilweise zerstört. Doch bereits ein Jahr nach Kriegsende wurden wieder 79.000 Hektoliter Bier gebraut. 1947 erfolgte die Enteignung und die Umwandlung zum Volkseigenen Betrieb VEB Diamant-Brauerei Magdeburg-Neustadt.
1991 wurde die Diamant-Brauerei Teil des Konzerns „Brau und Brunnen“. Bis 1994 wurde auf dem Betriebsgelände in der Neuen Neustadt Bier gebraut. Danach wurde das Brauereigelände an der Lübecker Straße größtenteils zu einer Industrieruine.
Einst gebaut als Fabrik-Areal in filigran anmutender Gründerzeitarchitektur, wird mit dem „Quartier Wilhelma“ neues Leben auf dem Gelände des Industriedenkmals Einzug halten und damit nachhaltigen und höchsten Wohnkomfort für kommende Generationen bieten.
Was ist Gründerzeitarchitektur?
Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert erlebte Deutschland einen einzigartigen Aufschwung: Die Gründerzeit. Mächtige Industrieareale entstanden. Mit Bauten, solide und massiv im Erscheinungsbild, und dennoch filigran im Detail. Die Gründerzeit spiegelt sich im Baustil ganzer Städte wider und bezeugt den Erfolg jener Epoche. Sie vereint Eleganz mit Großzügigkeit, zeugt von Handwerkskunst und fasziniert heute mehr denn je.
Was ist die Wilhelma?
Zwischen dem Neustädter Bahnhof und der Mittagstraße befanden sich Anfang des 18. Jahrhunderts links und rechts Steinbrüche für die Gewinnung von Baumaterialien. Nördlich eines dieser Steinbrüche siedelte sich die Brauerei A. &. H. Wernecke / spätere Diamantbrauerei an. Das Wasser zur Herstellung des Bieres wurde dem Faber´schen Steinbruch an der heutigen Lübecker Straße entnommen.
Außerdem wurde ein Felsenkeller zur Einlagerung und Kühlung des Bieres gebaut. Der Grund des Steinbruches füllte sich langsam mit Quellwasser und es entstand ein See.
An diesem See wurde etwa 1873 ein neues Restaurationsgebäude errichtet und ständig weiter ausgebaut und vergrößert. Es gab Räumlichkeiten für bis zu 1400 Personen, einen Konzertgarten, ein Kaffeesaalgebäude, eine Musikhalle und eine Veranda. Außerdem gab es noch einen großen Sommersaal. Insgesamt fanden in der Neustädter Bierhalle, genannt „Wilhelma“, bis zu 5000 Personen Platz.
Es gab regelmäßige Konzerte, Tanzabende und Gesellschaftsbälle. In den Sommermonaten fanden Gartenkonzerte, und im Winter Bockbierfeste und Maskenbälle statt.
Im Januar 1945 brannte die Neustädter „Wilhelma“ aus. Erhalten blieb nur die Eingangshalle. Nach dem Umbau zu einer beliebten Speisegaststätte schloss die „Wilhelma“ 1952 dann für immer ihre Türen. Und was wurde aus dem Steinbruch? Nach dem Krieg wurde die Neustadt vom Trümmerschutt beräumt. Die Gleise der Trümmerbahn endeten am Steinbruch der einstigen „Wilhelma“. So wurde dieser mit dem Trümmerschutt aufgefüllt und geschlossen. Damit fand auch ein Teil der Neustädter Geschichte sein Ende und verschwand.